4. März 2021 – Ein guter Tag für Vielfalt und Solidarität – Ein guter Tag für Offenbach

2. März 2021

,

Wir sind mehr – VIEL mehr

BUNT statt braun in Stadt und Kreis Offenbach hatte zur Gegenkundgebung am 4. März gegen den Auftritt von Höcke und Konsorten und für ein buntes, vielfältiges, solidarisches Miteinander in Offenbach aufgerufen.

Schon weit vor Beginn der Kundgebung hatten sich viele Menschen eingefunden und um 13:30 Uhr waren die Berliner Straße und der Büsingpark voll mit Menschen, die Gesicht und Haltung zeigten. 

Eine kleine Gruppe (ca. 50) Unbelehrbarer stand auf dem eingezäunten und durch Polizeikräfte geschützten Platz vor unserem Rathaus. Hier hatte die AfD Offenbach ihre Kundgebung. Am Balkon des Rathauses hängt das Banner der Stadt mit der Aufschrift: „Offenbach steht für Toleranz und Vielfalt.“ Dieses Zeichen der Stadt und die über 1.000 Teilnehmer*innen der Gegenkundgebung haben Höcke gezeigt, dass Faschisten hier keinen Platz haben.

36 Offenbacher Organisationen haben den Aufruf zur Gegenkundgebung unterstützt. An der organisatorischen und inhaltlichen Vorbereitung haben sich zahlreiche Mitglieder dieser Organisationen beteiligt. 

Wieder einmal haben wir erlebt, dass Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen gemeinsam in großer Einigkeit rassistischen und faschistischen Ideologien entschlossen entgegentreten. 

Auf der Kundgebung von BUNT statt braun sprachen Vertreter*innen der engagierten Offenbacher Organisationen. Felix Schwenke sprach als Oberbürgermeister. Mit ihm waren alle hauptamtlichen Dezernent*innen zur Kundgebung gekommen. Das drückt Anerkennung und Unterstützung unseres großartigen zivilgesellschaftlichen Engagements aus. 

Die Trommelgruppe „Die Welt“ aus Gießen und Christof (Gitarrist und Sänger der Offenbacher Band „Frau Ruth“) unterstützten unsere Veranstaltung mit ihren tollen Beiträgen. 

Die Redner*innen haben verdeutlicht, wie gefährlich die Hass- und Hetzparolen der AfD sind. Insbesondere die faschistischen Aussagen von Leuten wie Höcke tragen dazu bei, dass aus Worten Taten werden. Viele mitgebrachte Schilder der Teilnehmer*innen drückten das aus. „Rassismus tötet“, „AfD hat mit geschossen“, „Hanau war kein Einzelfall“ und ähnliches war dort zu lesen.

Beim Abspielen des Liedes „Wo wart ihr?“ haben die Teilnehmer*innen der Opfer des rassistischen Mordanschlages vom 19. Februar 2020 in Hanau gedacht. Mit „Wo wart ihr? hat der Hanauer Rapper Abdulkerim Sağlam, aka „Aksu“, die Einsatzkräfte gemeint, die am Abend des 19. Februar 2020 in Hanau versagt haben. Im gleichnamigen Song verarbeitet er seine Trauer und Wut. Er verlor seine guten Freunde Said Nesar Hashemi und Sedat Gürbüz. Aksu war gemeinsam mit Freunden und Angehörigen der Opfer aus Hanau zu unserer Kundgebung gekommen. Emotional konnte er an diesem Tag nicht live seinen Song vortragen, doch er hat das Abspielen seines Liedes bei der Technik gestartet und stand bei uns. Piter Minnemann, ein Überlebender des Hanauer Anschlags, hat in seinem Redebeitrag klar gemacht, dass eine lückenlose Aufklärung für die Angehörigen der Opfer und für alle von Rassismus betroffenen Menschen eine unabdingbare Forderung ist.

Als Höcke dann seinen Auftritt hatte, kam es kurzzeitig zu Rangeleien an der Polizeiabsperrung und viele Teilnehmer*innen unserer Kundgebung gingen erst mal in Richtung der AfD-Kundgebung.

Mit lauten Rufen, Getrommel mit Töpfen, Topfdeckeln und allem, was zum Laut sein geeignet ist, haben die Teilnehmer*innen ihrem Ärger und ihrer Wut Luft gemacht.

Auf der Bühne von BUNT statt braun wurden dann weitere Redebeiträge gehalten. Wir hatten eine lange Rednerliste für den Fall, dass die Kundgebung der AfD lange dauern würde. Auf keinen Fall hätten wir unsere Kundgebung beendet, bevor nicht die AfD abgezogen wäre. Etwas länger als Gauland hat Höcke dann doch ausgehalten. Gauland hat 2017 schneller erkannt, dass er bei uns keinen Stich macht und hat die Karten nach 20 Minuten hingeschmissen.

Antifaschistische Gruppen aus Frankfurt haben unseren Protest unterstützt. Sie hatten eine Demonstration durch die Offenbacher Innenstadt angemeldet. Nachdem die AfD eingepackt hat, setzte sich der Demo-Zug mit ca. 400 Teilnehmenden in Bewegung und machte klar, dass die Straßen Offenbachs nicht den Rassisten und Faschisten gehören.

Sehr zufrieden mit dem Ablauf haben wir dann unsere Kundgebung beendet. Wir danken allen, die da waren und auch denen, die wegen der Corona-Lage nicht gekommen sind, aber unsere Arbeit unterstützen.

Die Berichterstattung in den Medien ist sehr unterschiedlich. Ärgerlich bis wütend macht mich, dass einige Medien anstelle von Fotos der bunten Menschenmenge zu ihrem Bericht ein Foto der kurzzeitigen Auseinandersetzungen an der Polizeisperre verwendet haben. Das spiegelt nicht den Ablauf unserer Veranstaltung wieder. Das freut die Rechten. Ich frage mich immer wieder, warum in Berichterstattungen oft so verfahren wird. 

Nochmal was zum schmunzeln: Ich habe meinen Bericht mit dem Rechtschreibprogramm geprüft. Bei AfD meckert es und bietet mir unter anderem „fad“ an. Tja, das Rechtschreibprogramm kann es ja nicht wissen, sie sind NOCH gefährlich.

Eine gelungene Veranstaltung

2. März 2021

,

kombinierte Aktion und Information

Am 27. Februar hatten wir einen Info-Stand der VVN-BdA Offenbach und BUNT statt braun auf dem Aliceplatz. Wir haben die Zeitung „Demokratie wählen“ und Flyer mit Informationen zur AfD Offenbach verteilt. Dabei konnten wir viele gute Gespräche führen, natürlich auch ein paar unerfreuliche. Leider lassen sich auch Menschen von der populistischen Propaganda der AfD einfangen, für die nach dem Willen der AfD kein Platz in unserer Gesellschaft sein soll.

Die AfD hatte einen Info-Stand gegenüber der Löwenapotheke. Dort haben ca. 50 junge Antifaschist*innen ihren Protest gegen die AfD deutlich zum Ausdruck gebracht. 

Die AfD hatte wenig Zuspruch. In unseren braunen Sack haben Passanten den AfD-Flyer geworfen, damit wir diese dann dort entsorgen können wo sie hingehören: Auf den Müll.

Nachdem die AfD ihren Stand eingepackt hat, konnten wir relativ zufrieden den Rest des Tages genießen.

Unter https://offenbach.vvn-bda.de/flyer-keine-alternative…/ findet ihr den Flyer zur AfD Offenbach und unter https://demokratie-waehlen.de findet ihr die Beitrage aus der Zeitung „Demokratie wählen“ der VVN-BdA Landesvereinigung Hessen.

Esther Bejarano zum 27. Januar und 8. Mai

30. Januar 2021

in den Tagesthemen der ARD am 27.Januar 2021./

„Wie würde die Welt aussehen, wenn die Nazis damals gewonnen hätten?“ – unsere Ehrenpräsidentin und Shoah-Überlebende Esther Bejarano hat gestern in den Tagesthemen einen Kommentar zum Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz gesprochen. Sie sieht den Schlüssel für eine demokratische Zukunft in der Jugend und ermahnt sie, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, damit sie sich nicht wiederholt.

Ein Klick auf das Bild öffnet YouTube. Dort kann das Video ebenfalls durch Mausklick geöffnet werden.

Zum Lübcke-Mord-Prozess

30. Januar 2021

,

Anlässlich der Urteilsverkündung im Lübcke-Mord-Prozess fanden in Frankfurt/M. und Kassel Kundgebungen antifaschistischer Organisationen statt. Ulrich Schneider bereitete für die VVN-BdA für beide Veranstaltungen nachfolgenden Redebeitrag vor: 

Am Tag der Urteilsverkündung möchte ich noch einmal zurückblicken auf den Beginn des Prozesses. Aus unserer Perspektive als VVN-BdA war und ist das zentrale politische Problem des Prozesses seine Anlage als Verfahren gegen „Einzeltäter“. Die Anklage gegen Stephan Ernst und Markus Hartmann blendete von Anfang an deren politisches Umfeld sowie die „Karriere“ der Täter im Netzwerk der extremen Rechten in Nordhessen aus. Das Gericht selber sorgte gemeinsam mit der Bundesanwaltschaft dafür, dass nicht der Hauch einer „terroristischen Vereinigung“ übrig blieb – ein Verfahren gegen den Waffenhändler wurde abgetrennt, ein weiterer Zeuge, der sich etwas „verplapperte“, wurde ermahnt, nicht mehr von seinen Kontakten zu Ernst zu berichten, damit nicht der Anschein einer Gruppe entstehe. 

Dabei konnten wir schon im Frühjahr 2020 – ohne den Apparat der Generalbundesanwaltschaft, des BKA und anderer Sicherheitsdienste und ihrer geheimdienstlichen Kenntnisse – nachweisen, dass Ernst und Hartmann seit vielen Jahren Teil eines umfassenderen extrem rechten Netzwerkes in Nordhessen waren. Dieses Netz reicht von der AfD bis zu dem gewalttätigen Kräften des – mittlerweile verbotenen – „Sturm 18“. Anders als der hessische Verfassungsschutz glauben machen wollte, waren Ernst und Hartmann nie „abgekühlt“, sondern tatsächlich Jahrzehnte und zum Zeitpunkt der Tat darin aktiv eingebunden.

Diese Zusammenhänge seitens des Gerichtes im Verfahren auszublenden, bedeutet, die Angeklagten aus den sie politisch prägenden Zusammenhängen herauszulösen. Schon die Freilassung von Markus Hartmann aus der Untersuchungshaft vermittelte Ende letzten Jahres den Eindruck, als wolle das Gericht tatsächlich diese „Einzeltäter-These“ zur Richtschnur seines Urteils machen. Damit kann nicht sichtbar werden, welche Dimension dieses neofaschistische Verbrechen tatsächlich besitzt.

Vor einigen Monaten hat nun der Untersuchungsausschuss im hessischen Landtag seine Arbeit aufgenommen. Verschiedene Beweisanträge der Partei Die LINKE zielen genau auf die Aufarbeitung dieser neofaschistischen Netzwerke in Nordhessen und darüber hinaus.

Aber diese Zusammenhänge hätten aus unserer Sicht eigentlich Teil des juristischen Verfahrens sein müssen, denn nur dann kann man die Täter und die Tat selber angemessen einordnen, beurteilen und verurteilen. Aber das haben das Gericht und die Bundesanwaltschaft nicht angestrebt.

Auch wenn seit heute morgen bekannt ist, dass Stephan Ernst wegen Mordes verurteilt ist, möchte ich doch noch eine Bemerkung zur Verteidigungsstrategie von Stephan Ernst machen. Sein Verteidiger versuchte in vollem Wissen um die Tat, die Aussagen von Ernst und die Beweismittel, den Mordvorwurf zurückzuweisen, und auf „Todschlag“ zu plädieren, da – so seine Behauptung – Dr. Lübcke angesichts der Pistole nicht „arglos“ gewesen sein könne.

Ein solcher Versuch mag natürlich das gute Recht eines Verteidigers sein. Ihm dürfte dabei jedoch entgangen sein, dass seine Argumentation in peinlicher Weise Analogien aufweist zu einem anderen Justizskandal im Zusammenhang mit einem faschistischen Verbrechen, nämlich der Ermordung von Ernst Thälmann im KZ Buchenwald im August 1944.

Nachdem sich nämlich bundesdeutsche Gerichte bis in die 70er Jahre gesträubt hatten, überhaupt ein Verfahren gegen den Thälmann-Mörder Wolfgang Otto einzuleiten, kam es Mitte der 80er Jahre tatsächlich – auf Grund der nicht bestreitbaren Beweise – zu einer Verurteilung von Otto. Sein Verteidiger legte damals beim Bundesgerichtshof Revision ein und argumentierte, man könne Wolfgang Otto nur wegen „Todschlags“ verurteilen – und nun die tatsächlich wortgleiche Begründung zum Lübcke-Prozess – da Ernst Thälmann, als er nach Buchenwald gebracht wurde, nicht „arglos“ gewesen sein konnte, was sein Schicksal betrifft. Damit sei das Kriterium der „Heimtücke“ nicht erfüllt, also auch kein Mord. Der BGH folgte übrigens dieser Argumentation und kassierte die Verurteilung wegen Mord und entließ Wolfgang Otto in Freiheit, weil Todschlag in diesem Falle bereits 1964 verjährt war. Das Nicht-Handeln der bundesdeutschen Justiz führte damit zu einem faktischen Freispruch des Thälmann-Mörders. Damals ein rechtspolitischer Skandal!

Wir können als Konsequenz aus diesen Erfahrungen als VVN-BdA nur an alle verantwortungsbewussten Richter und Staatsanwälte appellieren, dafür einzutreten, dass es nie wieder möglich wird, mit juristischen Spitzfindigkeiten die tatsächlichen Verantwortlichen und das Netzwerk der Mittäter faschistischer Gewalt ihrer angemessen Bestrafung zu entziehen.

Silvia Gingold, die den Beitrag in Kassel verlesen hat, ergänzte:

Ich möchte noch einige persönliche Worte hinzufügen: Meine Tante Dora und mein Onkel Leo wurden grausam in den Gaskammern von Auschwitz ermordet, meine Eltern riskierten ihr Leben im Widerstand gegen die Nazis. Ich selbst stehe heute u.a. wegen meines antifaschistischen Engagements in der VVN unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Und ich bin nicht vom Bildschirm des VS verschwunden, nicht „abgekühlt“ wie Stephan Ernst. Der VVN wurde die Gemeinnützigkeit entzogen, weil sie im Visier des VS ist. Was aber gibt es Gemeinnützigeres als sich gegen demokratiefeindliche und rassistische Hetze zu wehren, die in Gewalt gegen Menschen anderer Ethnien oder Religionen enden kann, wie die Terroranschläge in Hanau und Halle und der Mord an Walter Lübcke in erschütternder Weise zeigen.

Esther Bejarano, Auschwitz-Überlebende und Ehrenvorsitzende der VVN sagt dazu: „Das Haus brennt und sie sperren die Feuerwehr aus“

Und Bertolt Brecht mahnte: „Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz“. Gegen das Vergessen, dafür stehen wir hier.

Kundgebung der Offenbacher Friedensinitiative gegen die Erhöhung des Militäretats

6. Dezember 2020

, ,

Die Offenbacher Friedensinitiative (OFI) hatte für den 5. Dezember zu einer Kundgebung auf der Hafentreppe am Main aufgerufen. 

Dabei waren neben der OFI Rednerinnen und Redner der Gewerkschaften ver.di und GEW, dem Stadtschüler*innenrat, der Partei die LINKE und Fridays for Future. Sieben weitere Gruppen und Organisationen – unter anderem die VVN-BdA – hatten zusammen zu der Protestaktion aufgerufen, die zwei Tage vor der Bundeshaushaltsdebatte über den „Verteidigungs“-Haushalt stattfand. Dieser soll um 2,6 % erhöht werden, und die Reden haben sich hauptsächlich damit befasst, dass das Geld nicht für das Militär, sondern für die Menschen gebraucht wird. 

„Damit nicht alles baden geht“ war das Motto der Kundgebung, und es gingen tatsächlich vier Schülerinnen mit ihren Gummistiefeln ins Wasser, wobei sie die Schilder „Bildung, Wohnen, Umwelt und Gesundheit“ hochhielten. Das Erstaunlichste geschah zum Schluss: Die freie Musikerin Heike Städter ging auf einem Horn blasend ins Wasser und zwar vollständig. Ihr Kommentar: „Die Kultur geht immer als erstes baden …“

Barbara Leissing

(Bild 1: Alles geht baden)

Kundgebung am 5.12.2020 der Offenbacher Friedensinitiative (OFI) mit Beteiligung vieler Gruppen gegen die geplante Rüstungshaushaltserhöhung. Stattdessen hätte die Sozial- und Kulturpolitik eine Erhöhung bitter nötig.

Foto: Manfred Rößmann

(Bild 2: Alles geht baden )

Kundgebung der OFI am 5.12.20: vier Schülerinnen gingen in Gummistiefeln ins Wasser und hielten die Schilder „Bildung, Wohnen, Umwelt und Gesundheit“ hoch. Foto: Manfred Rößmann

(Bild 2: Die Kultur geht baden)

Kundgebung der OFI am 5.12.20: Die Musikerin Heike Städter blies in ihr Horn und stieg dabei ins Wasser. „Die Kultur geht immer als erstes baden …“

Foto: Manfred Rößmann

Ältere Nachrichten · Neuere Nachrichten